1969 fragte mich ein Berufsschulkollege, ob ich Lust haette, mit ihm zum Karate-Training zu gehen.
Wir verabredeten uns in Frankfurt, Mainzer Landstrasse. Dort gab es eine Privatschule, die einem Herrn Guenther gehoerte. In dieser Schule trainierte auch der spaetere mehrfache deutsche und europaMeister Taekwondo Karl Wohlfahrt; er war gerade 4. Kup (Blaugurt) geworden. Nach 2 oder 3 Trainingstagen kam mein Schulkollege nicht mehr, aber ich fuhr 4mal die Woche mit Bus oder Bahn nach Feierabend dorthin; die damaligen Kung-fu Filme mit Bruce LEE waren einfach zu faszinierend.......
Einige Zeit spaeter verkaufte Herr Guenther seine Schule an Herrn Manfred Dome. Er verlegte die Schulraeume in die Leipziger Strasse. Inzwischen hatte ich ein Auto und nahm abends einen Mitschueler mit; ein Italiener aus Kalabrien. Er war Maler und Tapezierer, kaum groesser als ich, aber ein Bulle. Am Waeldchestag ging er zu den Box-Wettkaempfen und gewann meistens. Bruchtests auf 4-5 cm starke Bohlenbretter waren fuer ihn gar nichts.
Manfred Domes Schule war dem Verband „Deutscher Verband fuer waffenlose Selbstverteidigung – DVWS“ angeschlossen und das was wir trainierten, nannten sie „koreanisches Karate“. Erst spaeter sprach man von „Taekwondo“. Unser Trainer war Thomas Bovet.
Drei meiner Kup-Pruefungen habe ich mit der Note 6,0 mit Auszeichnung bestanden und konnte 2mal einen Kup-Grad ueberspringen.
Nachdem ich 1. Kup geworden war, sprachen mich Manfred und Thomas an, ob ich in einer Schule in Darmstadt das Training uebernehmen moechte. Bisher war Thomas dort taetig, was ihm aber wohl zuviel wurde. Ich war schon vorher nach Langen gezogen und die Fahrt nach Darmstadt war fuer mich viel einfacher. Diese Schule gehoerte Herrn Dieter Simmel und lag in der Bleichstrasse, unweit der Disco „Smuggler’s Inn“.
Einerseits war die Leitung des Trainings fuer mich eine neue Erfahrung, andererseits kam ich selbst aber nicht weiter. Schliesslich wollte auch ich Dan-Traeger werden.
Irgendwann in den 70iger Jahren gab es einen All-Style Wettbewerb in der Deutschlandhalle in Berlin. Thomas Bovet wollte daran teilnehmen und wir flogen zusammen dorthin. Eine amerikanische Auswahl stellte sich einem bunt zusammengewuerfelten europaeischen Team. Die Europaeer waren allerdings, mit einer Ausnahme aus Jugoslawien, chancenlos.
Eines Tages stellte mir Thomas einen Koreaner vor namens JEON, Chul-Ho, 5. Dan, spaeter dann 6. Dan Taekwondo, damals eine sehr hohe Graduierung. Nun uebernahm er das Training in Darmstadt und ich hatte jetzt wieder einen kompetenten Lehrer.
Einige Zeit spaeter verliessen wir diese Schule und eroeffneten eine Schule in Frankfurt, in welcher ich von JEON, Chul-Ho zum 1., 2. und 3. Dan gefuehrt wurde. Als Koreaner hatte er Zugang zu allen amerikanischen Einrichtungen. Wir trainierten amerikanische Soldaten auf dem Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim, wir waren in Frankfurt im IG-Farben-Building, Babenhausen, Hanau und Aschaffenburg.
Es fanden auch Wettkaempfe mit anderen koreanischen Schulen statt. Damals, ich wog 58 kg, kaempfte man ohne Schutz und wie im Karate auch ohne Kontakt. Spaeter kamen dann Schutzwesten auf und danach Arm- und Schienbeinschuetzer. Bei einem dieser Wettkaempfe habe ich Karl Wohlfahrt wiedergetroffen. Er betrieb selbst eine Schule in Frankfurt-Roedelheim, wo ich ihn einmal besuchte. An einem Trainingstag brach ich mir bei einer Abwehraktion den rechten Unterarm. Es musste eine Stahlplatte operativ eingesetzt werden. Etwa 5-6 Monate danach liess ich die Platte entfernen und schon beim naechsten Training brach der Arm erneut, was ich anfangs gar nicht bemerkte. Diesesmal wurde der Bruch mit einem Gipsverband vom Handgelenk bis zur Schulter fixiert. Kaempfen war kuenftig nicht mehr moeglich; auch mit Ruecksicht auf meinen Arbeitgeber.
Zu dieser Zeit stellte mir Chul-Ho meine spaetere Ehefrau, Frau RHEU, Seung-Ja vor. Sie war, ebenso wie seine Frau, als OP-Krankenschwester in Frankfurt taetig. Im Mai 1978 heirateten wir in Korea.
Hauptsaechlich jedoch studierte JEON, Chul-Ho Wirtschaftswissenschaften an der Uni Frankfurt und nach seiner Promotion ging er mit seiner Frau und inzwischen zwei Kindern nach Korea zurueck. Meine Frau und ich hatten uns in Gross-Umstadt ein Reihenhaeuschen gekauft und eine Weiterfuehrung der Schule in Frankfurt kam fuer mich nicht in Frage. Ausserdem hatte ich mich auch in meinem eigentlichen Beruf durch den Studiengang zum Sparkassenbetriebswirt weiter zu bilden.
Gut 8 Jahre hatte ich nicht mehr trainiert und eines Tages lag ein Exemplar der „Taekwondo-Aktuell“ auf meinem Schreibtisch. Darin las ich von einem Wettbewerb der HTU in Kassel. Also fuhr ich mit meiner Frau dorthin und traf dort Teilnehmer aus Gross-Zimmern.
Ich sprach mit dem dortigen Trainer Uwe Gawens und wurde herzlich aufgenommen, wofuer ich ihm immer dankbar sein werde. Nach einiger Zeit konnte ich auch Trainingseinheiten im Poomsae-Bereich uebernehmen.
Ueber meine Frau und ueber die koreanischen Kirchengemeinden lernte ich den Pfarrer PARK, Kwang-Nam kennen, 7. Dan. Ab diesem Zeitpunkt fuhr ich abends nach Hanau um bei ihm zu trainieren und den 4. Dan zu erreichen. Diese Pruefung wurde abgenommen von Herrn PARK, von dem 8. Dan KIM, Tae-Gun und dessen Sohn, der ein 5. Dan war.
Nun nahm ich fuer den HTU-Verein in Gross-Zimmern an verschiedenen Poomsae-Wettbewerben teil, mit unterschiedlichem Erfolg, aber bei offenen Landesmeisterschaften immer auf dem Treppchen. Im Black-Belt-Verband des Grossmeisters KWON, Jae- Hwa konnte ich im Poomsae-Bereich auch einmal den Titel des deutschen Meisters erringen. An diesem Wettbewerb nahmen auch Angehoerige anderer Verbaende teil, auch welche aus der DTU. Waehrend eines DTU-Wettbewerbes lernte ich auch Jochen und Taghi kennen.
Der 4. Dan wurde mir vom damaligen BPR Kurt Nauth in meinen DTU-Ausweis eingetragen, mit der Auflage, entweder einen BundesKampfrichterLG oder einen Trainer-C Lehrgang zu absolvieren. Ich habe beides gemacht und sowohl die Trainer-C Lizenz als auch die B- und A-Lizenz erworben. Neben dem Diplom-Trainer Hermann Kildau, gab es nur 4 A-Trainer in Hessen, naemlich Eleni Duplessis, die wohl wieder in ihre Heimat Griechenland zurueckgekehrt ist, Kai Mueller, Gerd Lange und ich. Von 2000 bis 2005 war ich Pruefungsreferent der HTU. Da ich mich aber danach bis 2011 in Korea aufgehalten habe, konnte ich die Gueltigkeit der Trainer-Lizenzen nicht aufrecht erhalten.
Alle meine Dan-Graduierungen wurden von koreanischen Grossmeistern abgenommen und vom Kukkiwon beurkundet, deshalb wollte ich dies auch beibehalten. Herr PARK hatte allerdings seine Lehrtaetigkeit aufgegeben und widmete sich nur noch der Kirche. Doch ich fand Ersatz, dank meiner durch meine Frau hergestellten Verbindungen zu Koreanern. Grossmeister YOON, Kwang-Jeong, 9. Dan, fuehrte mich ich im Laufe der naechsten Jahre zum 5., 6. und 7. Dan. Herr YOON starb nach langer schwerer Krankheit Anfang 2011 im Alter von nur 61 Jahren.
Am 18. September 2018 legte ich die Pruefung zum 8. Dan im Kukkiwon/Korea ab.
Am 28.08.1969 wurde mein erster Sportausweis vom DVWS ausgestellt, d.h. ich betreibe nun seit 50 Jahren Taekwondo.
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